Indien, das Land der heiligen Kuh

Vorab zum Visum für Indien

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Normalerweise ist das Visum zu bekommen eine etwas aufwändigere Prozedur und des Öfteren hörte ich, dass man das Visum nicht gleich beim ersten Versuch bekommst. Um mir den ganzen Ärger und einiges an Energie zu sparen, lies ich mir das Visum über ein Touristenbüro während meines Aufenthalts in Bangkok besorgen. Anstatt seitenlange Formulare auszufüllen, musste ich nur einen kurzen Wisch mit Name, Passnummer und sonstigen persönlichen Daten bekritzeln. Allerdings waren die europäischen Passfotos, die ich mithatte, nicht gültig. Indien akzeptiert nur Passfotos mit 2 x 2 Zoll und weißem Hintergrund, wieso weiß ich nicht. Ansonsten hat sich alles von selbst erledigt und ich musste nur sieben Werktage auf mein Visum warten.

Meine ersten Eindrücke von Indien

Wo soll ich anfangen und wie soll ich bloß aufhören? Indien ist anders als alle anderen Länder, habe ich mir sagen lassen! Jetzt da ich in Indien bin, kann ich diese Aussage definitiv bestätigen. Abgesehen davon, dass Indien ein extrem großes Land ist, ist es eines der reichsten Länder der Welt und gleichzeitig herrscht extreme Armut.

Angekommen bin ich in Kolkata, einer der stressigsten Städte Indiens, die die größte Einwohnerzahl auf kleinster Fläche hat. Ich vertraute mich einen Couchsurfer an, der mir viele brauchbare Tipps gab, für meine weitere Reise durch Indien.

Kolkata in Indien

In Kolkata herrscht reger Verkehr. Hier hupt jeder wild durch die Gegend und „geregelter Straßenverkehr“ ist ein Fremdwort. Es ist absolut abstrus, wie manche Dinge hier gehandhabt werden. Du kannst die schönsten Kirchen, Tempel und Galerien besuchen, dich in die schönsten angelegten Parks setzen und einer fantastischen Wasserlichtershow zusehen und dann gehst du raus aus dem Park und befindest dich inmitten von Straßen voller Dreck, Armut und Hilflosigkeit. Menschen waschen sich sitzend auf der Straße, mit dem Wasser mit dem Autos gewaschen werden, Kinder schlafen nackt direkt am Beton auf den Gehsteigen, während die Hunde im Müll wühlen, der überall auf den Straßen liegt.

Generell bin ich ja sehr offen für die unterschiedlichsten Kulturen und Religionen sowie Ansichten der Menschen. Aber hier stoße ich an einen Punkt, an dem ich nicht weiterkomme. Die Regierung errichtet prunkvolle Gebäude, schöne Einrichtungen, wundervolle Parks und es bleibt für die Ärmsten der Armen nicht genügend Geld übrig. Es wird Wert darauf gelegt, dass die gut gesitteten Menschen Orte haben, an denen sie nach der Arbeit zum Relaxen kommen können, anstatt Waisenhäuser, Krankenhäuser oder Betreuungseintrichtungen zu bauen. Definitiv eine Welt, an die ich mich erst gewöhnen muss und die schwer zu verstehen ist.

In Kolkata besuchte ich das Mutterhaus von Mutter Theresa. Diese Kraft, die ich dort spürte und diese Stärke, Glaube und Zuflucht, die die Menschen hier bekommen, ist enorm. Ihre Geschichte ist faszinierend und lässt mich aufhorchen und stimmt mich nachdenklich.

Ich fuhr von Kolkata weiter nach Varanasi. Die Zugfahrt dauerte 15 Stunden und kostete mich geschlagene 4 Euro, in der billigsten Klasse. Touristen begegneten mir seit ich in Indien bin, nur vereinzelnd. Es ist in Indien gerade sehr heiß und daher keine Hauptsaison für Touristen. Die Zugfahrt alleine mit Indern war definitiv ein Erlebnis für sich. Ich lag auf einer Pritsche und nach einigen Stunden Schlaf, erwachten meine Mitreisenden und ich langsam.

Varanasi, die heilige Stadt am Ganges

Varanasi ist ein Drecksloch – nicht anders als Kolkata – und ich liebe es. Die Städte sind authentisch, die Luft ist verschmutzt, es stinkt, die Kühe werden wie Mitmenschen behandelt und das Hupen ist ein ständiges Geräusch, das nicht mehr wegzudenken ist. In Varanasi befindet sich die größte und beste Universität von Indien und ich staunte nur so, wie groß das Universitätsgelände ist.

Varanasi liegt direkt am Fluss Ganges und ist für die tägliche Zeremonien und Totenverbrennungen bekannt. Auf dem einen Abschnitt erblickte ich wie sich die Einheimischen in dem heiligen Fluss badeten. Wenige Meter weiter, beobachtete ich die Verbrennungszeremonien. Die Leichen werden direkt neben dem Ganges verbrannt und die Asche wird anschließend ins Wasser gestreut. Das Baden im Ganges gilt als etwas Heiliges und soll die Hindus von allen Süden reinigen. Mit einigen Metern Sicherheitsabstand durfte ich die Leichenverbrennungen beobachten. Es war wirklich ein außergewöhnliches Schauspiel, dass man gesehen haben solltest.

Mein plötzlicher Krankenhaus-Aufenthalt in Indien

Leider widerfuhr mir in Varanasi eine nicht so tolle Sache: Ohne böse Absichten spazierte ich durch die Straßen, als plötzlich ein Hund auf mich zulief und mich seitlich in die Rippen biss. Ein lauter Aufschrei, ein Abdruck eines Hundegebisses und ein Krankenhausbesuch später, hatte ich zwei Spritzen, Medikamente und eine Geschichte mehr in der Tasche. Einige Tage zuvor, als ich noch in Bangkok war, sagte ich mir: „Bevor ich in Indien in ein Spital muss, fliege ich lieber zurück nach Bangkok. Ich würde niemals in ein Spital in Indien gehen, da die Hygienemaßnahmen hier allweit bekannt sind.“

Tja, sage NIEMALS NIE! Denn genau das könnte dir zum Verhängnis werden. Inzwischen geht es mir wieder gut und ich habe gelernt, dass Straßenhunde, ungefährlich sind. Nur vor den Haushunden sollte man sich in Acht nehmen. Leider sieht man diese Haushunde nicht, da sie normalerweise nicht vor die Türe gehen. Ich muss nun all meinen Mut zusammennehmen und vor den Hunden nicht zurückschrecken, sonst habe ich hier in Indien ein großes Problem.

In Varanasi verbrachte ich noch einen Tag in einer weiteren Mutter Theresa Einrichtung, die für alte Menschen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen errichtet wurde. Ich half die Wäsche zu waschen und zu kochen und bekam so einen Einblick in die Einrichtung.

Mit dem Zug nach Lucknow

Es ging mit einer 7-stündigen Zugfahrt weiter nach Lucknow, ein sehr untourister Ort, weiter nordwestlich von Varanasi. Dort verbrachte ich nur einen Tag und sah mir das „Bara Imambara“ an. Dort machte ich eine amüsante Entdeckung, einen Schuhparkplatz. Die Schuhe werden vor dem riesigen prunkvollem Gebäude ausgezogen, du musst 0,02 Eurp zahlen und ein Wachmann passt auf deine Schuhe auf bis du wieder mit dem „Schuhparkschein“ zurückkommst, der sehr genau kontrolliert wird.

Wenn man selbst zum Sightseeing Objekt wird…

Bei der Besichtigung des Bara Imambara sah ich keine anderen Touristen und nur besser betuchte Inder. Schon beim Betreten des Gebäudes, wollten zwei Soldaten von der indischen Armee ein Foto mit mir. Einige Minuten später, drückte mir ein Vater sein kleines Kind in die Hand und knipste wie wild drauf los. Als dann noch zwei Gruppen mit Schülern kamen und jeder einzeln ein Foto mit mir wollten, war mir das ganze irgendwann zu viel. Ich bin weiß, habe hellere Haare und schon bin ich für die Inder interessanter als Sightseeing. Das du hier von den Männern angestarrt wirst, daran musst du dich schnell gewöhnen. Da du in Indien selten einheimische Frauen auf der Straße siehst. Zudem sind weiße Frauen für Inder noch um einiges interessanter.

Indien ist so, als ob es aus vielen verschiedenen Ländern bestehen würde. In jeder Region gibt es eine andere Sprache, eine andere Kultur und andere Essens-Spezialitäten. Also muss man in jeder Stadt von neuem etwas über die Menschen und deren Verhaltensweisen lernen.

Es ist alles extrem billig und du kannst ein Abendessen für vier Personen um geschlagene 3 Euro bekommen, eine 1 Liter Wasserflasche bekommst du für 0,17 Euro, 3 Bananen kosten 0,07 Euro und alles andere ist auch so billig, dass ich es manches mal gar nicht glauben konnte. Das Essen ist gut, aber du solltest vorsichtig sein, wo du isst. Bauchschmerzen und Magenverstimmungen gehören zur täglichen Gewohnheit. Aber ich nehme es hin, so wie es ist. Dennoch genieße ich meine Zeit, das nicht so touristische Land, die freundlichen Menschen und auch, dass es nicht immer einfach ist hier zu reisen. Vor allem als allein reisende Frau gibt es manchmal kleinere Probleme, aber das nehme ich gerne in Kauf. Allerdings muss ich mich wirklich noch daran gewöhnen, dass ich oft Ewigkeiten von indischen Männern angestarrt werde.



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