Sehnsucht

Kennst du das Gefühl von Sehnsucht, Sehnsucht nach etwas?

Wir sind hier ja unter uns, nicht wahr? Wir sind unter uns Reisenden und ich kann offen zu euch sein. Zu Freunden wäre ich nie so offen wie hier. Wieso weiß ich nicht. Vielleicht weil man mich nicht verstehen würde oder vielleicht, weil ich nicht die Kraft hätte, diese Schilderungen zu Ende zu erzählen ohne in Tränen auszubrechen. Hier, genau hier und jetzt, fühle ich mich beschützt, beschützt durch das Niederschreiben meiner Worte und durch die Distanz, die mir meine Niederschrift verschafft, die ich in einem persönlichem Gespräch nicht hätte.

Ja ich verspüre Sehnsucht. Kennt ihr das? Ihr Reisenden oder die, die es gelüstet zu reisen? Manchmal, aus heiterem Himmel, verspüre ich eine unendliche Traurigkeit in mir. Eigentlich erst so richtig nach der Rückkehr meiner Reise und nachdem bereits einige Zeit verstrichen ist. Es ist wie ein Loch, etwas das fehlt, wie ein unendlich langer Tunnel und ich weiß nicht woher das kommt und was es ist.

Zurzeit sind viele Freunde und Bekannte auf Urlaub oder gar auf einer längeren Reise. Kambodscha, Vietnam, Laos, Indonesien. Ich sehe auf unterschiedlichen Plattformen immer wieder Posts, Beiträge, Bilder von fernen Ländern, Menschen, Sonnenuntergängen am anderen Ende der Welt und dann ist Sie wieder da. Diese unendliche Leere. Die Leere, die zurückgeblieben ist. Ich weiß, dass ich mehr möchte. Mir ist das, was ich erlebt habe nicht genug und genau das verursacht dieses Loch.

Wie kann ich dieses Loch füllen? Ich weiß nicht, ob ihr mit mir einer Meinung seid, aber desto älter man wird desto mehr wiegt man die positiven und negativen Dinge ab. Hört man auf sein Herz oder auf Kopf und Verstand? Einfach alles zusammen packen und weg? Oder nur für zwei bis drei Wochen eine Reise machen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es verdammt schwer ist nach einer langen Reise wieder ins normale Leben zurück zu finden und ja, manche schaffen es nie. Die einen kommen zurück und haben ein Ziel, die anderen leben von einer Reise zur nächsten oder man schwimmt irgendwo dazwischen herum.

Oft werde ich gefragt, ob ich mir nochmals so eine lange Reise vorstellen kann. Nein, kann ich nicht. Jedenfalls nicht auf diese Art und Weise. Und nein, auch nicht alleine. Es war eine tolle und großartige Erfahrung alleine ein Jahr zu reisen. Aber im Nachhinein gesehen, war es sehr anstrengend und kräfteraubend. Reisen und arbeiten zu kombinieren ist für mich noch immer eine sehr reizvolle Sache. Oder einfach auszuwandern und woanders sich ein neues Leben aufzubauen. Es muss nicht für immer sein. Ein paar Jahre und dann wieder zurückkommen. Eigentlich bin ich bereits zu dem Entschluss gekommen, nun endlich die Richtung, die ich beruflich gehen möchte gefunden zu haben und ausbildungstechnisch alles dafür zu tun um dort hinzukommen. Dann denke ich mir wieder, ist das Leben nicht viel zu kurz um hier zu sitzen und jahrelang dafür zu kämpfen, um das zu erreichen, was man sich im beruflichen Sinne schon immer erträumt hat? Wieso nicht einfach losziehen und von einen auf den anderen Tag leben. Wenn mir danach ist in Neuseeland Kiwis pflücken, in Bali surfen, in Amerika ein großes Projekt aufbauen oder in einem kleinen Dorf in Irland im Laden nebenan arbeiten. Das Leben bietet uns heutzutage so viele Möglichkeiten und manchmal höre ich meine innere Stimme rufen: „Ergreife diese Möglichkeiten, du hast noch lange nicht alles erlebt.“

Ich wusste Wochen und Monate nicht, was dieses Loch, diese innere Leere und verschwommene Sehnsucht ist. Bis heute. Ich wollte mich schlafen legen, bis wiedermal diese Leere in mir aufkam und sich meine Augen mit Tränen füllten. Da war es dann: Es ist die Sehnsucht nach der Ferne, nach noch nicht erlebten Dingen, die ich vor meinem geistigen Auge sehen kann. Durchs Outback von Australien reisen, nochmal Neuseeland erkunden, nach Südamerika reisen, in Afrika an einem sozialen Projekt teilnehmen, das Leben in den USA kennen lernen, zu wissen wie es ist in einem anderen Land zu arbeiten, sich ein neues Leben aufbauen, weg sein und nicht zu wissen, was danach kommt. Gleichzeitig ist der Gedanke da, Karriere zu machen, sich ein Heim aufzubauen und Familie zu gründen, endlich sesshaft zu werden.

Die Lust wieder etwas zu erleben, war lange nicht mehr so stark wie jetzt und bis zu diesem Zeitpunkt habe ich diese Sehnsucht gewusst zu unterdrücken. Jetzt bricht plötzlich das lodernde Flämmchen in ein knisterndes Feuer aus und ist zu groß um es zu löschen. Die Frage ist, ob ich das überhaupt möchte. Ich kann rundum zufrieden sein wie mein Leben gerade läuft. Ich bin privat glücklich und habe mein berufliches Ziel vor Augen. Möchte ich trotz allem diese Sehnsucht unterdrücken? Gut, alles Private lässt sich mit dem Reisen eventuell vereinbaren. Man muss sich nur darüber im Klaren werden, ob einem eine gesicherte berufliche sowie finanzielle Zukunft mehr wert ist als das Abenteuer.

Das ganze Leben ist eine Reise und jeder ist selbst dafür
verantwortlich, wie bunt diese Reise verläuft.

In Liebe, eure Christina

Wie denkst du darüber und ergeht es dir ähnlich? Was hast du nach deinen Reisen durchgemacht oder wie fühlst du dich in diesem Moment? Hast du auch eine Sehnsucht nach etwas in dir und weißt noch nicht wonach? Ich freue mich von dir zu lesen!

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